Konservative Therapie

Konservative Therapie bedeutet nichtoperative Therapie.

Viele Beschwerden am Bewegungsapparat können ohne eine Operation behandelt werden.

Wichtig ist es, die Ursache der Beschwerden möglichst genau zu erkennen, um die richtige Behandlung einleiten zu können. Oftmals kann die Befragung des/der Betroffenen wichtige Hinweise geben. Mit einer eingehenden körperlichen Untersuchung, gegebenenfalls ergänzt durch Röntgen- und Ultraschall-Diagnostik, kann die Diagnose manchmal bereits gestellt werden.

In einigen Fällen ist die weiterführende Untersuchung mittels MRT (Kernspin Tomographie) oder CT (Computer Tomographie) hilfreich. Falls diese notwendig erscheint überweisen wir Sie an die Kollegen der Radiologie.

Viele Beschwerden können durch eigenständige Übungsbehandlungen therapiert werden.  Bei manchen Krankheitsbildern ist gezielte Krankengymnastik (Physiotherapie) notwendig, vereinzelt auch ambulante oder stationäre Reha-Maßnahmen. Für spezielle Indikationen sind App-basierte Physiotherapie-Anwendungen, die mit dem Tablet oder Smartphone zuhause genutzt werden können, eine sinnvolle Alternative. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Spezielle Angebote für Knie- und Rückenleiden bietet darüber hinaus die BKK an.

Ergänzt werden kann die Behandlung durch Infiltrationen (Spritzen) mit örtlichem Betäubungsmittel oder Kortison in Schleimbeutel, Muskeln oder auch Gelenke.

Darüber hinaus bieten wir auch Behandlungen an, die trotz wissenschaftlich nachgewiesener Wirksamkeit, nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden und daher nur als Selbstzahler Leistung (IGeL= individuelle Gesundheitsleistung) angeboten werden:

Wenn Gelenke verschleißen, also eine Arthrose besteht, liegen häufig flächige oder umschriebene Knorpelschäden vor.

Bei Knorpelschäden geringeren Grades (CM I-III) kann das sterile Einspritzen von Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk (Hüfte, Knie, Sprunggelenk, Schulter, Ellenbogen, Handgelenk) oft schmerzlindernd und funktionsverbessernd wirken.

Der Effekt kann ein Jahr oder länger anhalten, dann kann die Injektion auch wiederholt werden. Hyaluronsäure ist Bestandteil der körpereigenen Gelenkschmiere und daher gut verträglich. In seltenen Fällen kann es vorübergehend zu Schwellung, Rötung oder Schmerzen kommen.

Botox (Botulinumtoxin) ist aus der ästhetischen Medizin bekannt und wird dort zur Behandlung von Falten angewandt. Der muskelschwächende Effekt wird zunehmend in der Orthopädie zur Schmerztherapie eingesetzt. Menschen mit Spastiken (Muskelverkrampfungen) oder chronischer Migräne profitieren schon länger von dieser muskelentspannenden Wirkung. Aber auch schmerzhafte Sehnenansätze können auf diese Weise entlastet werden. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Botulinumtoxin die Schmerzentstehung vor Ort bremsen kann. Wenn die klassischen Therapien bei Tennisellenbogen (Epicondylitis) oder Fersensporn (Plantarfasziitis) versagen, kann eine Infiltration mit Botulinumtoxin die Schmerzen lindern. Bei chronischem Verspannungsschmerz des Nackens, der häufig auch zu Kopfschmerzen führt, kann eine Therapie mit Botolinumtoxin hilfreich sein. Aus pharmakologischer Sicht hält die Wirkung für etwa 3 Monaten an. Die Schmerzlinderung kann oftmals über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, da die betroffenen Strukturen sich durch die Entlastung erholen können. Auch bei heftigem Zähneknirschen mit Zahnschäden (Bruxismus) oder übermäßigem Schwitzen sowie Schmerzen durch Gürtelrose wird Botulinumtoxin erfolgreich eingesetzt.

Bei einigen schmerzhaften Erkrankungen an der Wirbelsäule können gezielte Spritzen helfen, die Beschwerden zu lindern.

Bei Schmerzen durch eine Facettengelenksarthrose (Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke) können diese mit Kortison oder örtlichem Betäubungsmittel angespritzt werden. Unter Röntgenkontrolle können auch gezielt die feinen Nervenenden, die den Schmerz von diesen Gelenken weiterleiten, betäubt werden. Falls die gewünschte Schmerzlinderung eintritt, können diese Nervenfasern auch verödet werden (Hochfrequenzablation), um einen länger anhaltenden Effekt zu erzielen.

Bei frischen Bandscheibenvorfällen mittig im Wirbelkanal oder Beinschmerzen, die zu Einschränkungen der Gehstrecke führen, können die Medikamente über eine kleine Öffnung unten am Kreuzbein (Os sakrum) direkt in den Wirbelkanal um die Rückenmarkshaut herumgespritzt werden (Epidural sakrale Überflutung), um die Beschwerden zu lindern. Dieser Eingriff wird steril und unter Röntgenkontrolle mit Kontrastmittel vorgenommen, um die korrekte Lage der Kanüle zu bestätigen.

Bei Bandscheibenvorfällen, die ein Nerven-Austrittsloch einengen, kann die eingeklemmte und dadurch gereizte Nervenwurzel (Radix) auch gezielt mit einer kleinen Menge Kortison umspritzt werden, um Schwellung und Schmerzen zu reduzieren (PRT). In einigen Fällen bessern sich durch diesen Eingriff auch Gefühlsstörungen oder leichtgradige Muskelschwächen, die durch den Bandscheibenvorfall ausgelöst werden. Dieser Eingriff wird ebenfalls steril unter Röntgenkontrolle und mit Kontrastmittel durchgeführt.